Anleitung zur Gruppenpsychotherapie



Verhaltensanalytische Gruppentherapie (VAG)

In dem verhaltenstherapeutischen Therapieansatz soll die Gruppe Patienten aktiv bei ihrer Problembewältigung
unterstützen, sodass eine Art Einzeltherapie in der Gruppe stattfindet. Eine Vermittlung von störungsspezifischem Wissen wird einhergehend mit der Möglichkeit, Inhalte und Abläufe der therapeutischen Arbeit in Eigenregie mitzubestimmen, ermöglicht, um dem Einzelnen unter Rückgriff auf die unterstützenden Strukturen der Gruppe eine Bewältigung individuellen Leids zu ermöglichen.

Damit einhergehend wird die Gruppe als „sozialer Mikrokosmos“ genutzt. Dabei dient diese der Abbildung der eigenen Umwelt, außerhalb des psychotherapeutischen Settings. Hier liegt die Erwartung vor, dass einzelne Patienten auf andere Gruppenmitglieder oder auf den Therapeuten in ähnlicher Weise reagieren, wie außerhalb der Gruppe auf andere Menschen. Als Ziel soll den beteiligten Patienten eine bewusste Kontrolle über Verhaltens- Gefühls und Denkautomatismen gegeben werden, um eine langfristige Veränderung ihres problematischen Beziehungsverhaltens zu ermöglichen. Die Gruppe gilt als Möglichkeit, neues Verhalten, Fühlen und Denken auszuprobieren, ohne das volle soziale Risiko zu tragen.




Grundannahmen und Wirkmechanismen

Unter Rückgriff auf Strauß & Mattke (2018) sowie Hautzinger (2015) lassen sich folgend die Grundannahmen
und Wirkmechanismen (kognitiv-verhaltenstherapeutischer) Gruppen darstellen.

Wirkfaktoren bilden hierbei:




Kohäsion & Supportivität
Damit ist der innere Zusammenhalt der Gruppe gemeint. Die Zugehörigkeit zur Gruppe, das Erleben, Teil einer Gemeinschaft zu sein - das sogenannte „Wir-Gefühl“





Offenheit
Zum geeigneten Zeitpunkt, der therapeutisch begleitet erarbeitet wird, sollen Patienten in der Lage sein, intime, private oder persönlich wichtige Dinge in der Gruppe zu diskutieren.




Vertrauen
Erwächst, wenn eine stützende und wohlwollende Atmosphäre geschaffen wird, wo die Einzelnen das Gefühl entwickeln, in der Gruppe etwas erreichen zu können





Arbeitshaltung
Zeigt sich in der Bereitschaft der Patienten sich auf Neues einzulassen, interessiert mitzuarbeiten, auch wenn er phasenweise nicht im Mittelpunkt der therapeutischen Gruppenarbeit steht.



Selbstöffnung und Katharsis
Persönlich bedeutsamen innerem und äußerem Erleben wird Raum gegeben, mitgeteilt zu werden; es entsteht eine emotionale Beteiligung an dem, was in der Gruppe ausgedrückt, durchlebt wird (Katharsis).





Feedback empfangen und annehmen
Rückmeldungen stellen oftmals ein Überschreiten einer Intimitätsgrenze dar. Deshalb soll gelernt werden, Lob und Kritik vorerst auf sich wirken zu lassen sowie damit verbundene Gedanken und Gefühle zu erforschen, um dieses als konstruktiv und hilfreich erlebbar zu gestalten.



Unterstützung
Der Einzelne kann Unterstützung erhalten, wenn der Versuch gestartet wird, sich mit konflikthaltigen Themen auseinanderzusetzen.





Altruismus
Situationen, in denen ein Patient direkte oder indirekte Unterstützung zuteilwerden lässt oder zugunsten anderer auf etwas verzichtet – etwa um jemandem zu helfen oder anderen den Vortritt zu lassen.



Modelllernen/ Interpersonelles Lernen
Die Gruppentherapie ermöglicht wechselseitige Lernerfahrungen in einem geschützten Setting. Eine konkrete Anleitung zur Problembewältigung kann in der Gruppe eingeübt und durchgeführt werden, sodass Einsicht und Nachdenken über sich selbst ermöglicht werden.






Universalität des Leides
Patienten lernen durch die Gespräche mit anderen, dass sie miteinander verbunden sind und mit Ihren Themen, Konflikten und Symptomen nicht alleine dastehen.



Rekapitulation
Stellt die Möglichkeit dar, durch das Bearbeiten der eigenen Biografie und Wiedererinnern an vergangene Erfahrungen zu neuen Einsichten über die eigene Gewordenheit zu kommen. Eine besondere Bedeutung kommt hierbei dem Aufgreifen biografischer Situationen, die traumatische oder prägende Bedeutung hatten, zuteil.





Hoffnung
Entsteht zumeist durch das erfolgreiche Beispiel anderer Patienten, durch Zuspruch und weitere gruppengemeinsame oder persönliche Ziele, die sich während der Gruppentherapie entwickeln können





Im Rahmen der kognitiv-verhaltenstherapeutischen Gruppentherapie verbinden sich intrapsychische (innerhalb der eigenen Psyche ablaufende) mit interaktionellen (im Kontakt zu anderen Menschen stehende) Prozessen. Hierbei sind Rückmeldungen und Erfahrungen innerhalb des Gruppenkontextes ausschlaggebend für die mögliche Neubewertung und das Hinterfragen der eigenen Gedanken, Wahrnehmung und des eigenen Erlebens. Ebenso fördern Gruppenerfahrungen das Erleben und Zulassen von emotionaler Betroffenheit, von Mitleid und Emotionsregulation. Die Gruppe eröffnet hierbei die Möglichkeit, einen geschützten Rahmen zu kreieren, in dem stark tabuisierte, scham- und angstbesetzte Gefühle und Erlebnisse geäußert werden dürfen.






Weiterhin bieten verhaltenstherapeutische Gruppen die Möglichkeit, Erfahrungen von Selbstkontrolle und Selbstmanagement erlebbar werden zu lassen. Patienten sollen lernen, eigene Bedürfnisse, Wünsche und Belange in der Gruppe zu kommunizieren. Dabei erleben sie erste Selbstwirksamkeitserfahrungen (innere Überzeugung, schwierige oder herausfordernde Situationen gut meistern zu können) im Aufgreifen und Besprechen eigener Probleme und Herausforderungen. Begleitend hierzu erproben Teilnehmer soziale Kompetenzen im Umgang mit anderen Gruppenmitgliedern.




Durch die Besprechung und Teilnahme an den Problemen anderer Gruppenmitglieder erwerben sie ein nachhaltiges Verständnis für Faktoren und Mechanismen, die zu psychischen Störungen führen und diese aufrechterhalten. Sie werden somit Experten im Erproben verschiedenster Problemlösestrategien und stärken das eigene Selbstmanagement.







Zudem wird das Prinzip des interpersonellen Lernens (voneinander Lernen) aufgegriffen, was ein zentrales
lerntheoretisches Prinzip darstellt – Lernen am Modell nach A. Bandura. Damit einhergehend werden weitere Lernprinzipien genutzt, so bspw. operante Prozesse der Verstärkung und Löschung. Konkret bedeutet dies, dass erwünschtes, zielgerichtetes Verhalten durch die Gruppe verstärkt, während unerwünschtes, problemstabilisierendes Verhalten gelöscht/ reduziert wird. Hierbei geben Gruppenmitglieder unter Anleitung des Therapeuten gezielte Rückmeldungen an andere Patienten.




Zentral bei kognitiv-verhaltenstherapeutischen Gruppen ist ein hohes Maß an Handlungsorientierung. Andere
Gruppenmitglieder, die bereits weiter fortgeschritten im Veränderungsprozess sind, dienen hierbei als Vorbild, motivieren und unterstützen nachhaltig die Veränderungsmotivation bei einzelnen Teilnehmern. Einhergehend
im gruppenpsychotherapeutischen Behandlungsprozess erhalten die Teilnehmer die Möglichkeit, individuelle
Prägungen (ausführliche biografische Arbeit) aus der Kindheit und Jugend aufzugreifen, automatisierte kognitive Prozesse zu hinterfragen und konkrete Denk- und Verhaltensweisen in das „Hier und Jetzt“ zu übertragen.





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